Samstag, 7. Januar 2012

Besuch im Zauberkessel (Walsrode)


Der "Zauberkessel" ist denkbar einfach zu erreichen wenn man die Autobahn in Walsrode verlassen hat. Ein riesiger Parkplatz ist ganz in der Nähe. Wir waren viel zu früh da, die Anreise ging einfach zu reibungslos. Von außen wirkt das Restaurant noch recht unscheinbar, einzig der angeschlossene Laden für Mittelalterliches und Fantasy sticht durch sein buntes Schaufenster hervor.

Man betritt den "Zauberkessel" durch eine schwere Holztür und man begibt sich mit den nächsten Schritten auf eine Zeitreise. Man befindet sich mitten in einer mittelalterlichen Schenke, die Gemäuer erinnern an das Innere einer Burg. Gewölbe, Säulen und Fußboden sind aus Stein gemauert, die Tische und Bänke sind aus Massivholz, überall brennen Kerzen und Öllampen (es gibt nur sehr wenig elektrisches Licht), weiter hinten im Lokal brennt ein Kamin, an jeder Ecke stehen Ritterrüstungen, und man wird von einer Frau in einem Gewand mit einem freundlichen "Seid gegrüßt!" empfangen. Johanna, mit der ich dieses Abenteuer erleben durfte (sie organisiert den Bremer vebu-Stammtisch), fühlte sich unversehens in den Film "Herr der Ringe" versetzt, besonders als wir unseren Tisch in einem kleinen Gewölbe zugewiesen bekamen.

Kaum hatten wir Platz genommen kam ein junger Mann, ebenfalls mittelalterlich gekleidet (wie alle Angestellten und auch die Besitzer) und brachte die Karte. Gesprochen wird dort übrigens so wie man sich das aus dieser Zeit so vorstellt, mit "grüße Euch" und "habt Ihr" und "gemundet" und was weiß ich nicht alles. Passt eben alles zusammen. Man selbst muss sich keinen abbrechen und kann reden wie einem der Schnabel gewachsen ist, schulhochdeutsch wird durchaus verstanden. ;)

Am Anfang der Karte wird darauf hingewiesen dass alle Speisen vegetarisch und vegan sind, als Veganer muss man aber nicht ständig nachfragen, denn wie sich später im Gespräch ergeben hat sind ALLE Speisen und Getränke vegan, bis auf das Met, in dem Honig ist. Zudem sind 99% der Zutaten in Bio-Qualität.

Die Karte passt wunderschön zum Ambiente, die Speisen tragen Namen wie Burgfräulein oder Hofnarr. In den Beschreibungen dazu tauchen dann auch mal Wörter wie Erdapfel auf, also ein bisschen alte Sprache sollte man schon mal gehört haben. Auch die Getränke sind fantasievoll benannt und werden in Krügen oder Tonbechern serviert.
Als Vorspeise hatte Johanna eine Cremesuppe aus meist saisonalem Gemüse, in diesem Fall Paprika. Ich einen gemischten Salat mit einer unglaublich leckeren Vinaigrette. Die Speisen sind an die französische Küche angelehnt, hat man uns hinterher erklärt. Viel mit frischen Kräutern und ein sehr leckeres selbstgemachtes Brot.

Das Besteck das man erhält, nun, ich möchte es mal als rustikal beschreiben. Es sieht aus als hätte der Hufschmied des Königs den Auftrag erhalten ein Besteck zu kreieren. Es sieht wirklich so aus als sei es geschmiedet, es glänzt nicht sondern ist mattes Metall, hat kleine Dellen überall, ist aber liebevoll und verschwungen gestaltet. Das Messer hat etwa doppelte Größe, ist aber nicht unhandlich, und schneiden kann man damit auch. Die Gabel hat nur zwei Zinken, was den Umgang manchmal etwas schwierig gestaltet, aber das Ganze ist sehr urig, und es versetzt einen nur noch mehr in vergangene Zeiten.


Als Hauptgang gab es dann einmal ein Seitanschnitzel mit Champignonsauce für Johanna und ich hatte Grünkernbratlinge mit Bratkartoffeln (oh Verzeihung, gebratene Erdäpfel) und grünen Bohnen. Fürwahr ein gar köstliches Mahl! :)
Für mich gab`s als Nachtisch noch einen Griespudding mit Schattenmorellen, Johanna wollte stattdessen unbedingt auch den Auflauf probieren und verrenkte sich damit den Magen, weil es ganz einfach zu reichhaltig war. Hehe.

Irgendwann während des Essens stoppte die (natürlich) mittelalterliche CD-Musik und ein junger Mann begann eine Laute zu spielen, die er sich vor den Bauch geschnallt hatte. Damit zog er den Abend über durch den sehr geräumigen "Zauberkessel" und bespielte sein Publikum. Ganz große Klasse, irgendwann vergisst man ganz dass man eigentlich im 21. Jahrhundert lebt.

Im Lokal kann man eigens geprägte Münzen erwerben, die sogenannten Zaubertaler. Kupfermünzen für 5 Euro und Silbermünzen für 10 Euro. Man kann damit bezahlen oder die Münzen als Andenken nach Hause nehmen. Eine schöne Idee.

Wir konnten uns, wie ich schon erwähnt habe, am Ende noch mit den Betreibern des "Zauberkessels" unterhalten. So haben wir neben dem unglaublich beeindruckenden Lokal auch noch eine Handvoll sehr netter und heiterer Menschen kennengelernt. Unter ihnen Manuela Tietsch, die sich nicht nur um den "Zauberkessel" kümmert sondern auch noch um einen Gnadenhof für ca. 130 Tiere, die mittelalterliche Gewände schneidert und als sei das alles noch nicht genug auch noch Romane schreibt. Mittelalterliche Geschichten natürlich, nur falls jemand Zweifel hatte. :)

Nach einer Führung durch den gesamten Zauberkessel mit dem Rittersaal, den Toiletten mit magischen Wasserhähnen, dem Außenhof und dem Ladengeschäft ging ein sehr ereignisreicher, ein sehr leckerer und ein sehr beeindruckender Abend zu Ende. Die Idee ein veganes Restaurant mit einer mittelalterlichen Schenke zu verbinden funktioniert. Wohl auch weil man die Besucher nicht mit der Nase darauf stösst dass sie gerade vegan speisen, denn so manch einer hat schon nicht mal gemerkt dass das Schnitzel gar kein Fleisch war. Ich bin verliebt und war ganz sicher nicht das letzte mal dort.

http://www.zauberkessel-walsrode.de
http://www.tierschutzgemeinschaftwalsrode.de
http://www.manuela-ottavia-tietsch.de



Edit 08. 01.12:
Manuela Tietsch vom Zauberkessel hat mich darauf hingewiesen dass sich ein paar Fehler in meinen Text geschlichen haben, als da wären:
-Manuela gehört nicht zu den Betreibern des Zauberkessels, dies sind Nicoletta Kracke (die auch das Ladengeschäft "Manigfalta Medieval" führt) und Roland Tietsch.
-die Laute ist eine Harfe.
-es heißt der Honigmet, nicht das Met.
-die Silbermünzen sind versilberte Kupfermünzen.
-und das Besteck ist tatsächlich eigens für den Zauberkessel handgeschmiedet. Es sieht also nicht nur so aus.
Ich hoffe wir bleiben trotz meiner Fehlerhaftigkeit weiter befreundet. :)

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