Sonntag, 11. Dezember 2011

Veganer Weihnachtsmarkt in Hannover






Nahezu auf die Minute genau trafen alle vier bahnreisewütigen Weihnachtsmarktbesucher auf Gleis 3 zusammen - wir schreiben Samstag den 10. Dezember 2011, es ist zehn Uhr morgens, und in Hannover findet zum zweiten Mal ein veganer Weihnachtsmarkt statt. Das war Grund genug für uns an diesem Tag der Hansestadt den Rücken zu kehren und sich Richtung niedersächsische Hauptstadt aufzumachen.

Die Bahnfahrt ging zunächst gewohnt regiogemütlich vor sich, bis in Wunstorf ein "nicht fahrplanmäßiger Halt" von einer viertel Stunde angekündigt wurde, da entlaufene Tiere auf der Bahnstecke die Weiterfahrt verhindern würden. Es wurde weder gesagt was das für Tiere waren, noch warum die da anscheinend nicht zu vertreiben waren. Die zusätzliche Wartezeit ließ natürlich Raum für Spekulationen, hatten eventuell Leute die den veganen Weihnachtsmarkt besuchen wollten vorher noch ein paar Tiere befreit? Oder hatten Vertreter der Massentierhaltung verhindern wollen das Besucher ungehindert anreisen können? Ich tippe mal auf weder/noch, doch weiß man das so genau? ;)

Na jedenfalls wurde nach der Viertelstunde die Fahrt nicht fortgesetzt, sondern wir wurden aus dem Zug auf den Busbahnhof geschickt, der Rest der Reise sollte mit Schienenersatzverkehr stattfinden, toll. Bis dann tatsächlich mal ein erster Bus kam verging wieder einiges an Zeit, die man lieber im warmen Zug als auf dem zugigen Busbahnhof verbracht hätte. Als der Bus weg war sah es nicht so aus als sei die wartende Menschenmenge kleiner geworden, das machte nicht gerade viel Mut. Ich hatte mich auf die Lesung mit Hilal Sezgin gefreut, die um 13 Uhr stattfinden sollte, und jetzt sah es so aus als ob wir dazu nicht rechtzeitig dort sein würden. Wäre die Fahrt fahrplanmäßig verlaufen wären wir noch weit vor 12 Uhr dagewesen.
Kadda hat anscheinend die härtesten Ellenbogen von uns und schaffte es in den nach einigen weiteren Minuten eintrudelnden zweiten Bus. Das hat ihr allerdings nichts gebracht. Wir restlichen drei schafften es in den dritten Bus und machten uns in dem rappelvollen Gefährt auf dem Weg nach Hannover. Eine Strecke die sich ziemlich in die Länge zog, vielleicht kam es mir auch nur so vor weil ich langsam ungeduldig wurde. Als wir dann endlich in der Hannoveraner Innenstadt waren, meldete sich der Busfahrer über die Sprechanlage. Es sei Samstag im Advent, und die Straßen seien dicht. Es würde also noch etwas dauern bis er beim Hauptbahnhof angekommen sei, bot aber an, das wer wolle am Steintorplatz aussteigen könne und dann die letzten Meter zu Fuß schneller zurücklegen könnte als er mit seinem Bus. Das hätte uns natürlich nicht besser passen können, da der vegane Weihnachtsmarkt direkt am Steintorplatz war, wir also direkt vor der Haustür abgesetzt wurden.

Das war gut - da war es allerdings schon zehn Minuten nach eins. Nachdem ich mir einen kurzen Überblick verschafft hatte und keine Bühne sah, entdeckte ich an einem Ende des Marktes ein kleines Zelt, und davor die wild gestikulierende Frau Sezgin, die Lesung hatte also wohl noch nicht angefangen - das war auch gut. :)
Wir drei "Nachzügler" drehten eine kurze Übersichtsrunde über den Markt, auch um Kadda wieder aufzusammeln, doch die war nirgends zu finden. Wie sich später herausstellte hat sich ihr Bus zum Hauptbahnhof durchgekämpft, ohne vorher Leute rauszulassen. Wir saßen gerade in dem Zelt zur verspäteten Lesung versammelt als Kadda sich vom Bahnhof meldete.
Im Zelt war es nicht viel wärmer als draußen, der Wind zog durch die Ritzen und sobald die Heizstrahler auf etwas mehr als Minileistung gedreht wurden flogen die Sicherungen heraus. So hieß es eben Zähne zusammen beißen. Frau Sezgin meinte auch dass sie es niemandem übel nähme wenn er aufstünde und ginge. Sie las aus ihrem Buch "Landleben", in dem sie davon berichtet wie es sie als Frankfurter Großstädterin in die tiefste Lüneburger Heide verschlagen hat. Und wie sie, obwohl sie es nie vorhatte, immer mehr in das Leben mit Landtieren hineingezogen wurde. Eine sehr anrührende und sehr bewegende Geschichte, und somit ein sehr empfehlenswertes Buch.
Am Ende der verkürzten Lesung ließ ich mir mein Exemplar signieren, in der Widmung bedankt sich Frau Sezgin für mein "tapferes Zuhören". :)

Ja und dann gab es endlich volle Kanne Weihnachtsmarkt. Mit Punsch und Gebäck, Muffins und Glühwein, Suppe, Nudeltopf, Döner, selbstgemachten Pralinen und Crepes. Für jeden was dabei - und alles vegan.
Es konnte also feudal gespeist und getrunken werden, einzig der böige Wind vertrieb einem hier und da die gute Laune.
Auf dem Markt fand eine Tombola statt, die Lose wurden von zwei sehr eifrigen älteren Damen in Engelskostümen verkauft, die mit viel Engagement dabei waren und immer wieder beteuerten das Geld sei ja für einen guten Zweck. Die beiden waren mit viel Spaß an der Sache dabei. Zu Losglück haben sie mir trotzdem nicht verholfen, aber Karin konnte zuschlagen, immerhin. :)
Nachdem das Tageslicht langsam schwand, und nach einer kurzen Aufwärmpause im Balzac, machten wir uns nach letzten Besorgungen unter Lichterketten so langsam auf den (reibungslosen) Heimweg, und ließen einen überwiegend gelungenen Nachmittag ausklingen.

1 Kommentar:

  1. Schön geschrieben, schöne Bilder, man wünschte fast, man wäre dabei gewesen :-)

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